17. August 2016
Was gestern so leichtfüßig begann, muss heute mühsam erarbeitet werden. Die Etappe von gestern steckt mir schwer in den Beinen. Ob es daran liegt, dass ich gestern Abend meine Yoga-Asanas ausgelassen habe? Nach dem Aufstehen hole ich das aber nach und gönne meinen Beinen ausgiebige Dehnung.

Um 8:00 gibt es Frühstück und Madame überrascht meine Geschmacksnerven mit einer Pflaumenmarmelade, die sie mit Sternanis verfeinert hat. Sie ist eine begnadete Köchin und ich bin ein wenig neidisch auf die Pensionsgäste, die noch ein paar Nächte hier bleiben. Gestern Abend bei Tisch hat sie diese nämlich gefragt, ob sie in den kommenden Tagen lokale burgundische Küche kennenlernen wollen. Schnecken, Coc au vin, Bœuf bourguignon, etc…

Nach dem Frühstück trage ich mich ins Gästebuch ein und mache mich um 9:00 Uhr auf. Das ist für dieses Wetter zu spät, denn die Sonne brutzelt mal wieder erbarmungslos los am wolkenlosen Himmel. Nach Avot geht’s erst mal auf einem kleinen Landsträßchen schattenlos sanft bergauf und bergab.

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In Avot gönne ich meinem Kopf Abkühlung und halte ich meine Mütze unter den Dorfbrunnen. Hinter Avot gehe ich eine 3,5km lange Steigung den Wald hoch. Oben angekommen werde ich mit einer grandiosen Aussicht belohnt.

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In Saussy gibt’s zwar eine Übernachtungsmöglichkeit aber leider kein Café. An der Kirche im Schatten esse ich eine Kleinigkeit und mache mich Richtung Messigny weiter auf den Weg. Der Weg führt schattig bergabwärts nach Sainte-Foy und von dort aus zur Quelle von Jouvence. Hier zapfe ich mir frisches Quellwasser, echtes reines Waldquellwasser. Ich gönne mir 10 Minuten Pause und gehe dann weiter. Was mich dann erwartet, wird mit keiner Silbe um Pilgerführer erwähnt. Hinter der Quelle kommt eine Steigung die wirklich Hochgebirgscharakter hat. Nicht nur die extremen Höhenmeter sondern auch der geröllhafte Untergrund verdienen meiner Meinung nach Erwähnung im Pilgerführer!!

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In Messigny-er-Vantoux möchte ich eigentlich gern etwas Quiche und Pain Au chocolat kaufen, aber der Bäcker macht Urlaub im August genauso wie die Gaststätte nebenan. Also esse ich Reste aus meinem Proviantvorrat und Fülle am Brunnen an der Kirche meine Wasservorräte auf.

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Auf der Suche nach der Straße, die mich aus Messigny führt, komme ich doch noch an einer geöffneten Bar vorbei, wo ich mir noch einen Espresso auf die Schnelle gönne. So gestärkt gehe ich weiter nach Hauteville-les-Dijon. Hier gibt es auf einmal wieder gelbe Muscheln auf blauem Untergrund. Das freut mein Pilgerherz , führt aber kurz vor Hauteville zu einem Umweg von 3,5km. Hier kriege ich dann einen kleinen Wutanfall und schreie mal ein bisschen im Wald rum. Und es ist immer wieder erstaunlich, wie Wutenergie wirkt. Meine Schritte sind auf einmal viel stetiger und schneller. Bin ich bis dahin in einem gemütlichen Trott unterwegs gewesen, sind meine Schritte jetzt ausladender und viel zügiger. Um 18:30 Uhr erreiche ich mein Etappenziel.

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32 Kilometer und schwer geschafft. Morgen wird noch heftiger. Dich Küche des Hotels, in dem ich heute übernachte, wurde von Mme. Frochot in höchsten Tönen gelobt. Die Portionen seien zwar klein, dafür aber sehr lecker. Wenn so ein Lob aus dem Mund einer solch guten Köchin kommt, bin ich natürlich sehr gespannt. Ich kann sagen: Es war fantastisch! Jedoch wer hier auf dem ganzen Weg unterwegs ist, dem wird hier eine tiefes Loch in die Pilgerkasse gerissen.