Stille finden in der Natur

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Gestern gingen wir an der Elz entlang. Es war ein ruhiger, bewölkter mit ein paar durchscheinenden Sonnenstrahlen durchsetzter Herbsttag. Ideales Wanderwetter. Wir waren zu viert und gingen den ganzen Weg schweigend. Es waren so gut wie keine Menschen unten im Tal unterwegs.

Es gibt einige Abschnitte, an denen die Elz ganz ruhig dahinfließt. Wenn ich dann mit Menschen im Schweigen unterwegs bin und die innere Stille immer größer wird, hat dieser Abschnitt eine ganz besondere Wirkung auf mich. Ich bin dann immer geneigt, mich diesem ruhigen Tempo anzugleichen.

Als ob mir die Natur und die Elz sagen: Mach langsam! Wozu die Eile? Lass Dich ein! Werde ruhiger! Es ist ein „natürlicher Imperativ“, dem ich gern folge.

Wir standen für eine Weile dort und schauten auf die Wasseroberfläche der träge dahinfließenden Elz. Die Wasseroberfläche war spiegelglatt obwohl das Wasser in Bewegung war. Ruhe und Stille und trotzdem fließende Bewegung. Klare Spiegelungen des Himmels und der Bäume und Blätter über uns.
Plötzlich kam ein Windhauch und zauberte kleine Wellen auf die Wasseroberfläche. Die Spiegelbilder kamen leicht in Bewegung, waren aber dennoch erkennbar. Nun waren es bewegte Bilder, nichts statisch-festes mehr.
Es dauerte nicht mehr lange, da beruhigte sich die Wasseroberfläche und die Spiegelungen waren wieder deutlich zu beobachten.

Für mich hat dieses Erlebnis zwei Bedeutungen:

Wenn ich mich auf die Stille in der Natur einlasse, werde ich empfangsbereiter. Sensibler und offener. Ein anderes Sinnesorgan oder das Zusammenspiel von Sinneswahrnehmung und Intuition ist aktiviert. Ich nehme die Impulse viel besser wahr, die mir die Natur schickt. Ich kann reagieren und mich ganz anders auf die Natur einlassen und mich mit ihr verbinden. Natur hier und ich da gibt es dann für einen kurzen Moment nicht. Das sind glückliche Momente.

Der andere Aspekt ist: Mir wird klar, dass Ruhe und Klarheit nicht von permanenter Dauer sind. An anderen Abschnitten der Elz, an denen sie um eine Biegung fließt und sich die Strömung verändert, ist es nicht mehr klar und ruhig. Da ist die Elz laut, unruhig, schäumend und voller Energie. Da verändert sich das Tempo und ein träge dahinfließenden Bach verwandelt sich zu einen schnellfließendem Strom.
So ist es im Leben auch. Es gibt ruhige und langsame Abschnitte als auch laute und hektisch-stressige Abschnitte im Leben. Das gehört zum Leben und es ist völlig normal.

So, wie sich die Elz ihren Weg von der Quelle bis zur Mündung in die Mosel gesucht hat, mit all den ruhigen und hektischen Abschnitten, so können auch wir uns unseren Weg aussuchen und uns immer wieder aus stressigen Situationen herausnehmen und in ruhigere Fahrwasser eintauchen.

Ich wünsche Euch in eurem Leben, dass Ihr immer wieder in die ruhigen Fahrwasser eintaucht, um gestärkt und mit klarer Ausrichtung dem Fluß Eures Lebens zu folgen.