Gelingendes Leben

Mein leider viel zu früh verstorbener bester Freund benutzte sehr oft in seinem Vokabular das Wort „wertvoll“. Ein wertvolles Gespräch, eine wertvolle Begegnung, ein wertvoller Beitrag, ein wertvoller Gedanke, ein wertvolles Feedback. Daran musste ich mich erinnern, als ich in den letzten Tagen über Wert und Selbstwert nachgedacht habe.

Ich habe mir die Frage gestellt: „Was für einen Wert habe ich?“ Und dann flossen die Fragen nur so aus meinen Fingern in die Tastatur:

• Wie definiere ich meinen Wert?
• Wieviel bin ich wert?
• Was ist Wert für mich?
• Was sind meine Werte?
• Bin ich wertvoll? Für mich oder für andere?
• Wie ist meine Beziehung zu Werten, inneren und materiellen?
• Wie benutze oder missbrauche ich den Begriff Wert?
• Was brauche ich an Werten?
• Ist Wert etwas, was mit Geld zu tun hat?
• Wie ist meine Beziehung zu Geld und Wert und Werten?
• Was ist wertvoll für mich? Was hat einen Wert für mich?
• Bin ich für mich wertvoll? Schätze ich mich und meinen Wert?
• Wie belohne ich mich?
• Was tue ich mir Gutes oder Schlechtes?
• Was brauche ich? Was sind meine Bedürfnisse?
• Was ist ein gelingendes Leben?

Ich war erstaunt, wohin mich mein Fragen-Brainstorming gebracht hat. Von „Was für einen Wert habe ich?“ zu „Was ist ein gelingendes Leben?“ Gelingend in dem Sinne, dass, wenn ich mir die unterschiedlichen Aspekte meines Lebens anschaue – wie soziale Kontakte/Freunde, Arbeit/Job, Freizeitgestaltung, finanzielle Absicherung, Beziehung/Sexualität, um nur einige zu nennen – ich in einem ausgeglichenen Zustand bin.

Aber ist das überhaupt möglich, Ausgeglichenheit in unserer Welt? Wir alle, oder viele, kennen das Modell des indianischen Lebensrades, wo man für jeden Aspekt Punkte vergibt und dann sieht, ob das Rad rund läuft. Nenne mir bitte einen, bei dem das Rad rund läuft. Ich kenne keinen. Und bei den meisten kommt sofort ein Urteil über das Nicht-Rund-Laufen des Lebensrades.

Wäre es nicht viel hilfreicher, sich einzugestehen, dass es nie rundläuft? Dass es immer Probleme gibt? Ahhhh… Probleme, böses Wort. Besser: Herausforderungen. Dass wir mal mehr oder weniger mit Herausforderungen konfrontiert sind? Dass wir mal mehr oder weniger Kraft haben, diese Herausforderungen zu meistern? Dass es mal mehr oder weniger schlechte Zeiten gibt? Und dass wir in einem ständigen Wechsel von Auf und Ab unterwegs sind?

Wäre es nicht hilfreicher, einen Weg zu finden und zu beschreiten, der uns dabei unterstützt, dem Auf und Ab des Lebens mit Gleichmut und Akzeptanz zu begegnen? Nicht im Sinne von „egal“ und als Einladung zur Untätigkeit.

Beim Wandern ist es genauso. Du hast Wege, die bergauf führen und dir Mühe abverlangen. Du hast Wege, die auf einer Ebene entlangführen und die du ganz easy gehen kannst. Du hast die Wahl, dich auf die Mühe oder die Easyness zu fokussieren oder aber auch auf die Gerüche im Wald, auf die Sonnenstrahlen auf deiner Haut, auf die Aussichten, die du genießen kannst. Ja, und manchmal ist es mühevoll. Aber nicht nur!