Achtsamkeit & Annahme

Eine der Grundhaltungen in der Achtsamkeitspraxis ist Annahme. Das Annehmen von dem, was ist, wie es sich jetzt und hier gerade darstellt. In meinem Körper, meinen Gedanken und/oder Gefühlen. Dies geschieht im Idealfall ohne Beurteilung oder Wertung. Das ist herausfordernd! Besonders dann, wenn wir mit dem, was sich gerade zeigt, nicht einverstanden sind.

Klar ist, dass wir die Dinge so haben wollen, wie wir sie uns wünschen. Oft klafft dabei unser Anspruch, wie etwas zu sein hat, mit dem, wie es tatsächlich ist, völlig auseinander. Dieses Auseinanderklaffen bewerten wir. Als Konsequenz aus dieser Bewertung sind wir enttäuscht, frustriert, angenervt und verlieren den Mut. Oder wir gehen in das gegenteilige Extrem. Wütend haben wir nur noch eines im Sinn: Das zu ändern, was wir nicht annehmen können. Mit all unserer Energie und Kraft. Damit es wieder in unser Bild passt, wie wir es uns wünschen. Egal zu welchem Preis. Dieses Handeln erfolgt fast automatisch, unkontrolliert-mechanisch und ist für uns in diesem Moment das scheinbar einzig Richtige und rational nachvollziehbar und logisch begründbar. Aber muss das sein? Sind wir dressierte Hündchen?

Müssen wir sofort nach einem Reiz, der uns in ein Ist-Soll-Dilemma katapultiert, eine altbekannte Reaktionsschleife aus Ablehnung und sofortiger Veränderungsaktivität aktivieren?

NEIN! Wir können aus diesen Reaktions-Gefängnissen ausbrechen.

Die Praxis der Achtsamkeit unterstützt uns dabei einen Abstand zwischen uns und den Reiz zu bringen. Als Folge davon bildet sich auch zwischen uns und der Reaktion auf den Reiz eine Lücke. So lernen wir durch das Achtsamkeitstraining viel sensibler mit Reizen zu interagieren. Zum einen erkennen wir viel früher, wie sie noch von weit weg zielgerichtet auf uns zusteuern. Zum zweiten erlaubt uns das Achtsamkeitstraining zu durchschauen, wie unsere „normale“ Reaktion auf den Reiz ausfiele. Wie ein gut funktionierendes Frühwarnsystem, was sich mit zunehmenden Training immer mehr verfeinert. Uns bleibt genügend Zeit dieses Spiel zu durchschauen und uns nach Reaktions-Alternativen umzuschauen. Und gegebenenfalls auch damit zu leben, ohne Reaktion auf den Reiz zu agieren. Den Reiz „einfach“ annehmen. Und aushalten.

Denn eins ist gewiss: Nichts bleibt für ewig.