Achtsamkeit & Verzicht

Wir leben in einer privilegierten Welt in einer priveligierten Zeit. Die meisten von uns verfügen sofort über alles, was wir für den täglichen Bedarf benötigen. Brauchen wir ein Buch, am nächsten, spätestens am übernächsten Tag halten wir es in der Hand. Haben wir Hunger, können wir sofort essen oder Lebensmittel kaufen. Werden wir krank, der Termin beim Arzt ist direkt vereinbart und sogar unser Gehalt läuft weiter.
Für uns sind diese Dinge meist nicht mehr der Rede wert und wir haben selten einen Gedanken der Dankbarkeit für diese Konsumselbstverständlichkeiten übrig. Und wenn doch, mutet es uns eher seltsam an, sich dafür zu bedanken. Wir zahlen schließlich dafür.

Die zurück in Mode kommende Tradition der Fastenzeit öffnet die Möglichkeit für bewusstes Verzichten. Alle reden davon auf Alkohol, auf Social Media, auf Fleisch oder Zucker zu verzichten. Die Abnehm-Challenges-Ich Bin-Es-Mir-Wert-Und-Optimiere-Mich-Veranstaltungen boomen in der Fastenzeit. „Und du so? Auf was verzichtest du?“ Es hat schon einen Hauch von trendy Lifestyle, die Fastenzeit als Auszeit vom Konsum zu nutzen. Um in Shape zu kommen und sich Rabatte zu fasten für die reichhaltigen und genußvollen (Mahl-)Zeiten davor und danach. Fasten is the new black! Es geht gar nicht um das Verzichten um des Verzichts willen, sondern um die Instumentalisierung dessen.

So schön kann der Einstieg in ein gut getarntes Hamsterrad sein.

Da geht es auch nicht um Dankbarkeit für die Fülle und den Reichtum in dem wir leben.
Wie wäre es

  • Ich-Zuerst-Fasten zu machen? Oder
  • Ego-Polieren-Fasten? Oder
  • Immer-Alles-Auf-Die-Gleiche-Weise-Machen-Fasten? Oder
  • Keine-Verantwortung-Übernehmen-Fasten? Oder
  • Dicht-Auffahren-Fasten? Oder
  • Es-Immer-Allen-Recht-Machen-Fasten? Oder
  • Ich-Muss-Mich-Beeilen-Fasten? Oder
  • Besserwissen-Fasten?

Diese Form des Fastens integriert das Zucker-Fleisch-Alkohol-Socialmedia-Fasten durch die Hintertür. Wird es erweitert um die Dimension einer sich liebevoll annehmenden Selbstbetrachtung, ergeben sich viele Möglichkeiten sich neu oder anders kennenzulernen. Das ist zu Beginn des Fastens weniger reizintensiv als der Verzicht auf Alkohol oder Zucker, bietet dafür eine grandiose Gelegenheit auf sich und seine Muster zu schauen und sie nachhaltig zu verändern.

Lässt man sich auf diese Art des Verzichts ein, lernt man einen neuen Mensch oder neue Anteile von sich in der eigenen Geist-Körper-Einheit kennen.
Hinterfragt sich viel öfter. Bringt sich dazu, genauer hinzuschauen und weniger oberflächlich im Autopilotmodus durch seinen Alltag zu steuern.
Hält sich in subjektiv schwierig empfundenen Situationen besser aus. Baut Stress ab oder geht besser mit Stress um.

Und jeder kennt seine vorherrschenden Muster, die ihn in irgendeiner Weise beeinträchtigen.

Also warum nicht mal auf das eine oder andere alte Muster verzichten?

Offenes & Neugieriges Fasten!

Save the date: 10.Februar: Achtsamkeit statt Karneval