16. August 2016

Eigentlich ist das ein guter Tag… Aber…

Ich sitze unter zwei Buchen


auf dem Weg von Courtivron wieder zurück nach Tarsul. Warum wieder zurück? Gute Frage! Mittlerweile habe ich ca. 36 Kilometer in den Beinen, davon 12 unnötige Kilometer. Das trägt bei 31 C* und ab der Mittagszeit kein Schatten mehr, nicht gerade zu meiner Erheiterung bei😫.

Ok, aber erst mal der Reihe nach:

Angefangen hat es nach einer erholsamen Nacht auf der Ferme de Borgirault. Um 6:30 Uhr kommt Herr Lenz mit dem Frühstück, so dass ich um kurz nach 7:00 Uhr losgehen kann. Es ist noch schön kühl und ich komme gut voran. In Grancey-le-Château,


welches ich nach 2 km erreiche, muss ich erst noch mal hoch in den Ort um Baguette und Pain au chocolat zu kaufen. Wieder unten angekommen führt mich der Weg durch den Wald und entlang einer scheinbar nicht endender Mauer.

Es ist still, angenehm zu laufen und vor allem schattig. Nachdem ich Courlon hinter gelassen habe, erreiche ich ziemlich schnell Avot, wo es eigentlich eine Gaststätte gibt, die aber gerade nicht aufhat. Also raste ich nach ca. 13 km am Ortsausgang von Avot und werde von den vorbeifahrenden Autofahrern herzlich begrüßt und auch als ich wieder unterwegs bin, hören die Begrüßungen und Aufmunterungen der Autofahrer nicht auf.In Poiseul-les-Saulx steht die Kirche auf und ich nutze die Gelegenheit, meine Fenix2 aufzuladen.


Währenddessen, Schuhe und Strümpfe sind ausgezogen und trocknen in der Sonne, telefoniere ich und organisiere mir die Unterkünfte der nächsten Tage. Klappt alles ganz easy! Der Bürgermeister will mir noch ein Bier spendieren, aber er checkt auch, dass es dafür noch ein bisschen zu früh ist… trotzdem nett.

Soweit so gut!!!

Ab hier, bzw nach 5km hinter Poiseul-les-Saulx fängt das Drama an. Der Pilgerführer wird hier echt unklar in seiner Beschreibung. Dazu kommt noch eine Wegmarkierung mit der Jakobsmuschel, die hier sonst nie zu finden ist. Und das hat bei mir die völlige Konfusion ausgelöst. Anstatt 3 km bis Courtivron bin ich ca. 8km gelaufen. Plus die 2,5 km bis nach Moloy, wo ich unterkommen wollte. Angekommen in Moloy, am Hotel, finde ich dies geschlossen vor mir. Ich bin echt geschafft jetzt, immerhin 32km habe ich jetzt in den Beinen und die letzten 10 in der prallen Sonne! Ich bin genervt und überlege, was ich machen soll. Ich wälze den Pilgerführer und entdecke eine Mobilnummer einer Herberge für Jakobspilger in Tarsul. Ich frage mich, warum ich bisher immer nur die Festnetznummern angerufen habe. Naja, ich probiere die Mobilnummer aus und es geht auch jemand ran und es ist tatsächlich ein Zimmer frei!! Also packe ich mir wieder den Rucksack auf den Rücken und gehe wieder 5 km zurück….

Und ich muss sagen: Das hat sich gelohnt!!! Madame und Monsieur Frochot von der Gite d’etape Le Fournil sind sehr gastfreundlich und ich bekomme von Madame erst mal ein Bier angeboten. Herrlich nach dieser strapaziösen Etappe. Hier ist es  paradiesisch und ich habe ein wunderbares Zimmer.


Und wie es an so einem AufundAbTag so ist, stelle ich beim Auspacken fest, dass ich mein Netzteil für das Aufladen für das Smartphone und die Fenix2 in der Kirche von Poiseul hab stecken lassen. Katastrophe!!! Ich erklär Monsieur mein Malheur, er erzählt es kurz Madame und dann fährt er mich die 6 km bis Poiseul und ich finde mein Netzteil in der Steckdose am Eingang in der Kirche. Schwein gehabt!!! Ich bin so froh!! Also kann wieder mein Handy und meine Uhr aufladen. Bei letzterer habe ich so langsam das Gefühl, dass der Akku doch ein bisschen schwächelt. Das dürfte bei einer 400€-Uhr nicht so schnell der Fall sein! Anyway. Ich tippe meinen Tagesbericht ins Smartphone, als die zwei anderen Gäste aus Belgien ankommen. Zusammen essen wir später gemeinsam zu Abend mit Gaspacho und Quiche als Vorspeise, Vitello Tomato mit Salzkartoffeln und Salat als Hauptspeise und abschließend Schokoküchlein mit Vanillesoße, Pfirsich und Heidelbeeren als Nachtisch. Mein bisher feudalstes aber auch “vornehmstes” Abendessen. Wir plaudern angeregt und genießen den lauen Sommerabend auf der Terasse unserer Gastgeber. Gerade  geht der Vollmond auf und für mich ist es so langsam Zeit ins Bett zu gehen. Alles in allem ist dieser Tag sehr schön zu Ende gegangen.