15. August 2016
Montagmorgen um 6:20 bin ich wach. Es verspricht mal wieder ein sonniger Tag zu werden. Entweder das Bier oder die erste Etappen haben mir starke Kopfschmerzen bereitet. Ich schreibe etwas und mache ein paar Dehnübungen bevor pünktlich um 8:00 mein Früstück kommt. Toast, Pain au chocolat, selbstgemachte Marmelade und eine Kanne Kaffee.
Wie beim Abendessen, ist auch das hier Großzügigkeit zu spüren. Ich mache mich startklar und gehe die ersten 5 km auf der D326 nach Auberive. Es wird schon sehr warm aber die Stimmung und die Ruhe sind fantastisch. Hier mache ich einen Abstecher zur Kirche und kann endlich ein paar Kerzen aufstellen. Leider war der Dom in Langres gestern so früh noch zu und die anderen Kirchlein, die ich gestern besuchte, hatten keine Kerzen zum Aufstellen.
Ich gönne mir noch einen Kaffee und ein Pain au chocolat bevor es weiter geht.
Anmerkung für Nachahmungstäter: beim nächsten mal würde ich bis Auberive gehen und hier übernachten, denn hier ist ein kleiner Laden, wo man sich mit den Nötigstes versorgen kann. Außerdem hat der Besitzer sein Haus in Rouelles verkauft und es ist unklar, ob die neuen Besitzer die Vermietung der Gite fortführen.
Ab Auberive gehe ich auf einer der schönsten Streckenabschnitte auf dem Jakobsweg. Mischwald, unkultiviert und schattenspendend.
Still und abwechslungsreich. Hier kommen so langsam die Gedanken zur Ruhe. Und auf einmal in dieser Ruhe klingelt mein Handy und eine Frau erkundigt sich nach Wandercoaching…
Heute passiert es mir dann: ich verlaufe mich! Irgendwann sehe ich die Rot-Weißen Balken des GR7 nicht mehr. Und hier ist der Pilgerführer etwas ungenau in seiner Beschreibung (oder ich ungenau in meiner Beobachtung…), denn kurz nach Beginn eines Anstiegs, geht der Weg fast in einem U-Turn wieder nach links unten. Hier habe ich ca. 1,5 km verloren. Zum Glück war ich im Wald, denn es ist ziemlich heiß. Um 13:00 Uhr und nach 14,5 km erreiche ich Vivey, wo ich am Friedhof meine Wasservorräte auffülle und im Schatten eines Schuppens gegenüber der Bushaltestelle und des Dorfbrunnens meine Mittagspause verbringe.
Nach einer halben Stunde breche ich wieder auf, denn ich habe noch knapp 10 km und ein paar heftige und auch weniger heftige Steigungen vor mir. Der jetzt anbrechende Weg bietet eine Mischung aus schattigen und sonnigen Streckenabschnitten, teils auf Teer, Schotter- oder Waldboden. Es ist schon eigenartig, hier begegnet Dir niemand. Öfter bleibe ich dabei im Wald stehen und höre einfach nur zu. Kein Auto, kein Zug, kein Flugzeug.
Nur Wind in den Blättern, mal ein Bach oder ein Insekt. Und auch Donnergrollen höre ich und ich sehe vor mir eine dunkle Wolkenwand und so beschleunige ich zum Schluss der Etappe meine Schritte.
Um kurz vor 16:00 Uhr komme ich in der Ferme de Borgirault an. Ich drehe eine Runde durch den Innenhof und entdecke einen an mich adressierten Zettel, wo ich mein Zimmer habe.
Obwohl das heute „nur“ 22km waren, bin ich froh, anzukommen. Nach der Dusche genieße ich die Ruhe im Schatten einer Palme.
Irgendwann kommt Frau Lenz, begrüßt mich herzlich und wir kommen ins Plaudern. Sie und ihr Mann sind jetzt schon seit 27 Jahren hier. Sie ist braungebrannt und strotzt so vor Gesundheit. Ihr ist es wirklich ein Anliegen, dass die Pilger hier versorgt sind. Denn imGegensatz zu den Angaben im Pilgerführer ist das hier die letzte Herberge vor Grancey-le-Château. Das dortige Hotel ist closed…. Hier sei meiner Pilgerkollegin Helene für den guten Tip gedankt. Etwas später, als ich über der Routenplanung für die nächsten Tage brüte kommt Herr Lenz und sagt mir, dass gleich die Käseplatte serviert wird. Auch er sieht braungebrannt und glücklich aus.
Hier die Daten des Tages:
Die zurückgelegte Distanz an diesem Tag: 22,5 km
Positiver Höhenunterschied: 572 m
Negativer Höhenunterschied: 482 m
Zeit in Bewegung: 4:33:10
Verstrichene Zeit: 6:49:59
Ø Geschwindigkeit: 4,9 km/h
Danke, dass Sie meinen Blog lesen und Buen Camino wünscht Joachim Müller
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