Alle Jahre wieder…
…kommt der

Weihnachtswahnsinn…

…und er bringt eine neue Freundin mit, die

Selbstoptimierung!!

Zusammen sind sie ein explosives Duo und wenn Du ihnen in die Finger gerätst, machen sie Dich fertig. Gerade in der Vorweihnachtszeit mobilisieren sie ihre ganzen Kräfte. Sie ködern Dich mit allerlei Tricks um Dir mit aller Macht und schlechtem Gewissen den letzten Cent aus den Taschen zu ziehen.

Aber der Reihe nach! Weihnachtswahnsinn:
Wenn ich ehrlich bin und still in mich hineinhorche, merke ich, wie es mir vor dieser ganzen Konsumtyrannei graut!! Obwohl ich mich freue, anderen durch Schenken eine Freude zu machen und auch gerne beschenkt werde, sehe ich die Vorweihnachtszeit mit gemischten Gefühlen.

Diese Frage: Worum geht´s eigentlich? stelle ich mir schon sehr oft, aber in dieser Zeit einfach besonders oft.

Warum?

Wenn ich die Menschen in dieser Zeit beobachte, entdecke ich an vielen von ihnen krasse Verhaltensweisen. Diese äußern sich in einer schafherdenartigen Gleichgeschaltetheit, die als einziges Ziel hat, den ultimativen Konsumkick zu bekommen. Konsum im Sinne von Kaufen, (Fr)Essen, Trinken, Sich-zerstreuen, etcetera.
Befeuert von der medialen Verführungskunst der Werbeindustrie wird den Konsum-Objekten (nicht Menschen!) ein eklatant großes Mangeldenken sowie eine ungeheuere Bedürftigkeit souffliert.
„Nur mit diesem Produkt XY bist Du wirklich frei, sicher, ein besserer Vater, hast mehr Power, wirst Du stark, jünger, sexy….!!!“
Ferngesteuert wie die Zombies aus „The Walking Dead“ tragen die Menschen dann ihr Geld in die Komsumtempel der Kauf-Dich-Glücklich-, Iss-Dich-Glücklich- oder Trainier-Dich-Glücklich-Industrie.

Wie naiv…

Als ob tatsächlich Produkt XY zum Beispiel ein neues Smartphone oder der neue „Was-weiß-ich-wieviel-Zoll-TV“, die 5-Sterne-deluxe-Reise, etcetera. Dich  freier, sicherer, zu einem besseren Vater, besseren Mutter, stärker, jünger, sexier machen würden.
Tja, Fakt ist…. und das ist das Perverse: Das Dauerbombardement der Werbung führt dazu, dass eine Menge Leute das verinnerlicht haben und darüber hinaus nicht mehr wissen, was ihre wirklichen Bedürfnisse sind.

Und ich, der das hier schreibt, bin ich besser als meine Mitmenschen? Denke ich nicht, wie toll es wäre den Tatort anstatt über den Laptop über den neuen „Was-weiß-ich-wieviel-Zoll-TV“ zu schauen? Denke ich nicht, wenn ich mir den leiste, wäre ich einer, der´s geschafft hat, oder? Dann wäre ich einer, der sich was leisten kann, einer, der erfolgreich ist und es über eine Glotze zum Ausdruck bringen kann.

Ja. Denke. Ich. Manchmal. Tendenz fallend!

Und dann stelle ich mir vor, wie der „Was-weiß-ich-wieviel-Zoll-TV“ in meinem Wohnzimmer trohnt – auf dem Altar des Konsums – und mich mehr und mehr in die Kauf-noch-mehr- und Trashwelt von RXL oder SOT2 oder VIX einsaugt.

In diesem Moment bin ich froh und dankbar, dass ich wenigstens noch so viel Vorstellungskraft habe!

Zur Selbstoptimierung…

Die finde ich ekelhaft heimtückisch, weil sie so harmlos sportlich, challenge-mäßig und leave-your-comfort-zone-like und irgendwie auch ein bisschen bio daherkommt. Und achtsam, haha… Da wird an das Höher-Schneller-Weiter-Ethos appeliert. Es geht um Lifestyle und um Performance. Lifestyleperformance…
Mal ehrlich! Es ist den meisten Menschen ein tiefes Bedürfnis gut zu sein und gut abzuliefern. Also strengen wir uns an.
Jetzt boomt bei uns seit geraumer Zeit eine Industrie, die uns hilft gut und besser zu werden. Die zielt auf den allgemeinen Anspruch ab, dass wir leistungsfähig, jung und schön zu sein haben und bleiben müssen. Scheinbar glauben wir, dass wir es nicht sind, oder nicht genug sind! Hier Yoga, da Achtsamkeit, dort Fitness, drüben Vegetarisch-Vegan, nebenan Bio. Bloss nicht stehen bleiben bitte! Alles mitnehmen, was geht! Immer weiter!!

Ich bin doch eigentlich ok, oder?

Ja, oder? Hätten wir die innere Gewissheit, dass wir gut sind, wie wir sind, würde diese Industrie nicht so rasant boomen. Würden wir denken, dass das, was wir bereits leisten genug/genügend ist, ebenfalls nicht. Tun wir aber nicht. Nein, irgendetwas in uns drängt uns weiter und lässt uns keine Pause machen. Hier geben uns die Werbeindustrie, die informellen gesellschaftlichen Normen (wat mut, dat mut/das war schon immer so, etcetera) und unsere Prägungen klare Ideale vor, von denen wir glauben, sie erreichen zu müssen.

Innere Antreiber und Kritiker wie: Mach alles perfekt!! / Beeil Dich!! / Streng Dich an!!  / Mach es allen recht!! lassen die Selbstoptimierungsfalle regelmäßig zuschnappen. Sie lassen uns durch das Leben hetzen und nie zufrieden  sein mit dem, was wir erreicht haben und viel wichtiger: was wir sind. Erst wenn uns klar wird, dass diese Ansprüche nicht die eigenen sind, sondern tradierte Muster von Eltern/Erziehung/Gesellschaft kann ein Ausstieg und ein Sich-Befreien von diesen Mustern beginnen.

Hier kommt die Achtsamkeitspraxis ins Spiel. Sie hilft! Und sie verspricht keine schnellen Ergebnisse. Sie ist ein wirkmächtiges Werkzeug, was Zeit und Geduld verlangt. Aber Achtsamkeit beschert einen enormen inneren Frieden.

Und das ist ein schönes Geschenkt, oder?

Lesenswert: Nichts an Dir ist verkehrt von Zen-Lehrerin Cheri Huber