Der November stellt für mich immer den Beginn einer heiklen Zeit dar – Novemberblues!
Gerade jetzt nach der Zeitumstellung, wo die gefühlte helle Zeit noch weniger wird, der Himmel oft trüb und grau ist,  laufe ich regelmäßig Gefahr in eine depressive Verstimmung abzurutschen.

Damit scheine ich nicht allein zu sein, denn eine sogenannte saisonal abhängige Depression SAD, verspürt wohl jeder vierte Deutsche sagt Iris Hauth, Präsidentin der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).
Damit unterscheidet sie sich von einer majoren Depression, die eine sehr ernsthafte und durch eine bestehende Selbstmordgefährdung oftmals lebensgefährliche Erkrankung darstellt.

Es gibt 3 Aspekte beim Betrachten einer saisonal abhängigen Depression:

Körper – Geist – Emotion

Aus der Perspektive von wandern & achtsamkeit möchte ich  hier den körperlichen Aspekt herausgreifen und meine Erfahrungen im Umgang mit dem Novemberblues (der auch gerne mal bis in den Februar reicht) zeigen:

Wandern hilft!

Lustvolles Spazieren ebenso! Auch in dieser trüben und verregneten Novemberzeit!
Das ist natürlich jetzt ganz leicht gesagt.
Und ich weiß, dass es alles andere als leicht ist, wenn Du in einer echt miesen Verfassung bist, jetzt nach draußen zu gehen. Deine inneren Stimmen werden einstimmig im Chor brüllen, dass Du auf der Couch bleiben sollst.
Ich gratuliere Dir, wenn Du es trotzdem tust. Denn es zeigt, dass Du stärker bist, als die Depression.

Diese vier Gründe motivieren mich immer wieder von der Couch aufzustehen:

  1. Du gehst raus.
  2. Du bist in der Natur und  atmest frische Luft.
  3. Du bekommst natürliches Licht.
  4. Dein Stoffwechsel wird angeregt.

1. Du gehst raus:
Denn ein Ortswechsel tut gut. Bevor Du in deinem Zuhause von Deinen negativen Gedankenspiralen erdrückt wirst, zieh Dir lieber Deine Wander- oder Joggingschuhe an und lass das erst mal alles zurück. Mit einer kleinen Joggingrunde (30 min.) oder einer kleinen Wanderung (5-6km) gewinnst Du im wahrsten Sinne des Wortes Abstand und hast so die Möglichkeit aus einer anderen Perspektive auf die Dinge zu schauen, die Dich so in Beschlag nehmen und Dir Deine Energie rauben. Meistens kommst Du mit mehr Elan und etwas positiveren Gedanken wieder bei Dir zu Hause an.

2. Du bist in der Natur und  atmest frische Luft:
Hast Du schon von Shinrin-Yoku gehört? Damit wird in Japan das „Baden in Waldluft“ bezeichnet. Japanische Forscher prägten 1982 den Begriff, der das Eintauchen in die Stille und Unberührtheit eines Waldes bezeichnet. Es gibt nachweislich eine Menge positiver Effekte, die so ein Spaziergang in frischer Waldluft unmittelbar auslöst: wie z.B.:
– Senkung des Blutdrucks,
– Erhöhung der Lungenkapazität,
– Verbesserung der  Elastizität der Arterien,
– Verringerung der Adrenalin-Ausschüttung und damit die Senkung des Stresspegels,
– Aktivierung von Krebs- & Tumor-Killer-Zellen,
– Erhöhung des Herzschutzhormon DHE.
Waldluft kann man als Medizin zum Einatmen bezeichnen. Und das bekommst Du alles so nebenbei und ganz selbstverständlich von der Natur.
Du bist ein Teil von ihr!
Hier empfehle ich das Buch: Der Biophilia-Effekt von Clemens G. Arvay

3. Du bekommst natürliches Licht:
In dieser düsteren Jahreszeit sind wir alle  durstig nach Licht. Und als Voraussetzung für ein Leben ohne stressbedingte Krankheiten definierte schon 1971 der Biologe Stephen Boyden das Bedürfnis nach Tageslicht als eines der „Well-being Needs“

Lampenlicht bildet nämlich nicht das Tageslicht nach, sondern andere Lichtfarben. Im Winter heißt das also: wir bekommen weniger Tageslicht. Und das hat zur Folge, dass unser Melatoninspiegel (Schlafhormon) auch tagsüber hoch bleibt. Weniger Sonnenlicht bedeutet auch weniger Serotonin, das ist das „Glückshormon“. Und so kommt es eben, dass wir im Herbst und Winter oft müde oder irgendwie bedrückt sind.
Selbst an grauen Novembertagen beträgt die Lichtmenge draußen noch 7000 Lux. Das ist mehr als die zehnfache Lichtmenge, die man in geschlossenen Räumen hat, wo das Lampenlicht maximal 500 Lux erreicht.

4. Dein Stoffwechsel wird angeregt:
Immer wenn Du die Wanderschuhe anziehest und draußen unterwegs bist, aktivierst Du Deinen Stoffwechsel an. Selbst bei einer kleinen Wanderung oder auch bei einem einstündigen Spaziergang wirst Du merken, dass Dein Hungergefühl durch die Bewegung draußen relativ moderat bleibt. Heißhungerattacken bleiben während des Unterwegs-sein meist aus und Du musst Deine traurige Verstimmung (wenn sie dann noch da ist) auch danach zu Hause nicht noch extra durch etwas Süßes betäuben.

Fazit:
Für mich ist das Wandern, Gehen, Laufen im Gegensatz zu anderen körperzentrierten  Praktiken wie Yoga, Tai Chi, Qi Gong etc, die am einfachsten umsetzbare Methode zum akuten Umgang mit dem Novemberblues. Gehen bzw. Laufen kann fast jeder und muss es nicht erst in einem Kurs erlernen. Es steht Dir als Werkzeug unmittelbar zur Verfügung. Wenn Du in der Stadt wohnst, kannst Du in einem Park Deine Runden drehen oder Du machst einen Ausflug auf´s Land.
Seit dem ich wieder auf dem Land lebe, bin ich oft zu Fuß unterwegs und lerne meine Umgebung ganz anders kennen. Meine Anfälligkeit oder Disposition zum Novemberblues wird dadurch zwar nicht weniger, aber er hat mich lange nicht mehr mit einer solchen Macht im Griff, wie er das früher einmal getan hat.