Dein Übergang – Vom Loslassen, Hinhören und Neubeginnen

Ich sitze auf dem überdachten Balkon meines Zimmers im Seminarhotel UNSEREINS.
Der Regen prasselt runter. Es ist Herbst und windig.
Ich lausche dem Klang, sehe, wie das Wasser an der Brüstung hinabperlt – und spüre, wie die Lust, meine Wanderschuhe zu schnüren, sich in Grenzen hält.

Stattdessen kommt ein anderer Impuls nach oben:
Setz dich hin und schreibe etwas.
Schreibe über das Silvester-Retreat.
Genau deswegen bin ich ja hier.


Erinnerungen und Rückblicke

Ja, Silvester … hier, an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze zwischen Bayern und Thüringen, findet das Silvester-Retreat statt.
Schon auf der Fahrt hierher – über Eisenach und Jena – tauchten Erinnerungen auf.
Erinnerungen an meine Pilgerwanderung von 1999.
An Orte, deren Namen ich jetzt wieder auf den Schildern gelesen habe.

Sechsundzwanzig Jahre ist das her.
Und diese Pilgerwanderung war für mich – so wie ein Jahreswechsel es sein kann – ein bewusster Übergang. Ein Schritt in ein neues Leben.


Grenzen und Freiheit

Gestern, nach meiner Ankunft, bin ich gleich losgewandert.
Die Wanderschuhe geschnürt, den Rucksack geschultert, einfach los.
Und plötzlich stand ich an der ehemaligen Grenze.
Ich trat hinüber – etwas, das vor 1989 unmöglich, ja lebensgefährlich gewesen wäre.

Damals waren Menschen eingesperrt in einem Land, ohne die Freiheit, zu entscheiden, wohin sie gehen oder was sie sagen durften.

Und heute?
Heute ist alles möglich.
Kein Zaun, keine Hunde, keine Soldaten.
Ich konnte einfach gehen.
Von Bayern nach Thüringen – und zurück.
Leicht. Frei. In meiner eigenen Entscheidung.


Innere Grenzen

Auch im Leben stehen wir immer wieder an Grenzen.
An Punkten, an denen ein Übergang bevorsteht.
Doch oft sind es nicht die äußeren Umstände, die uns zurückhalten, sondern die inneren: unsere Zweifel, Ängste, Glaubenssätze, alten Loyalitäten.
All das, was uns daran hindert, den nächsten Schritt zu wagen.

Manchmal spüren wir gar nicht, dass wir an so einem Punkt stehen.
Wir merken nur ein dumpfes, unruhiges Gefühl.
Etwas stimmt nicht.

Dann brauchen wir Stille.
Und Klarheit.
Um zu erkennen, was gerade aus der Balance geraten ist.

Und manchmal wissen wir es ganz genau:
Es kann so nicht weitergehen – aber der Mut fehlt.
Dann fühlen wir uns hilflos, verloren, allein.


Mut, Stille und Gemeinschaft

Wie also Mutlosigkeit und Unklarheit begegnen?
In Stille.
Und in Gemeinschaft.

Eine Möglichkeit dazu bietet das Silvester-Retreat.
Du bist im Schweigen – und zugleich getragen von einer starken Gemeinschaft.

Sobald du den äußeren Austausch loslässt und dich deinem Inneren zuwendest, beginnen sich die Schleier des Bewusstseins zu lichten.
Du wirst klarer. Schritt für Schritt.

Das ist nicht immer angenehm. Aber ehrlich.
Und dadurch heilsam.

Dein Kopfkino beruhigt sich.
Das mentale „Junkfood“ löst sich langsam auf.
Durch Wald, Struktur, Yoga und bewusstes Essen gewinnst du Abstand von einem Ich-Bild, das dir vielleicht nie wirklich entsprach.


Raum für Neues

Dann entsteht Raum.
Raum für etwas Neues.
Vielleicht nur ein schwaches Leuchten, ein zarter Austrieb eines neuen Lebensbaumes.

Doch du hast es in der Hand, dieses kleine Glimmen deiner Lebensflamme zu nähren und wachsen zu lassen.

Das ist dein Übergang.
Dein Neubeginn.

Vielleicht beginnt er genau jetzt – während du diese Zeilen liest.