Ja, ich habe sie. Diese „guten“ Vorsätze. Jedes Jahr um den Jahreswechsel kommen solche Gedanken vermehrt ans Tageslicht. Und sie lauten: Mach mehr Sport! Iss keinen Zucker mehr! Meditiere zwei mal pro Tag! Übe mehr Yoga! Geh öfter raus an die frische Luft. Verbringe nicht so viel Zeit mit den Social Media! Lies mehr! Lern mehr!

Jeder hat seine eigene individuelle Vorsatzplatte. Meistens mit einem Sprung, da sich die gleichen Vorsätze Jahr für Jahr wiederholen.
All die kleinen, feinen und plakativen Imperative! Diese Imperative erwecken den Eindruck, dass mein Leben, wie ich es bis hierhin führte, stark verbesserungswürdig ist. Als ob ich nicht ok bin, wie ich gerade bin. Ich mich selbst optimieren müsste.
Gut möglich, dass ich eine Kurskorrektur für mein Leben brauche. Aber muss ich den Kurs meiner genannten Vorsätze einschlagen?

Die Frage lautet:

Welchen Ursprung haben meine Vorsätze? Wo kommen sie her? Sind das tatsächlich meine ureigenen Vorsätze oder habe ich sie irgendwoher übernommen. Weil sie leicht von der Zunge gehen und fast ein Allgemeinplatz sind (die Fitnesstudios verzeichnen im Januar Mitgliederbeitrittsrekorde) werden sie gerne als Vorsätze genannt. Geben wir uns mit ihnen zufrieden? Öffnen wir uns der Möglichkeit, hinter die schnell genannten Vorsätze zu schauen? Was liegt darunter oder dahinter verborgen? Welche Bedürfnisse wollen wirklich zum Ausdruck kommen? Warum mache ich Sport und will an der Figur arbeiten? Weil ich mich selber nicht leiden kann!? Mein Selbstwert an der eigenen Figur hängt? Kann ich mir das eingestehen? Und wenn ja, was brauche ich tatsächlich? Warum will ich noch mehr meditieren? Reicht mir die eine halbe Stunde nicht? Welcher innere Antreiber steckt hier dahinter und will mich zur Erleuchtung peitschen? Welcher Teil kann das bisher geleistete nicht anerkennen und wertschätzen? Fordert, dass ich immer mehr und mehr leisten muss?

Schaffen wir uns im Alltag Inseln der Stille?

Nehmen wir uns die Zeit und die Ruhe in uns hineinzuhorchen? Lassen wir all das Plakative und Offensichtliche in unserem Geist sich erst einmal ausbrüllen und austoben? Erst dann kommen wir unweigerlich an die darunter liegenden Schichten unserer Bedürfnisse heran. Erkennen oder bekommen eine Ahnung von dem, was wir wirklich brauchen. Mit diesen Erkenntnissen können wir wirklich wirklich unsere eigenen Vorsätze formulieren.

Nachhaltig und mit Erfolgsgarantie.